Variationen über ein altes Problem. (1)
Pauper(ismis)
Karl Marx (1818-1883) interessierte im Zusammenhang mit seiner Kritik der politischen Ökonomie und der “Sphäre des Pauperismus” unter dem Doppelaspekt der “Produktion der relativen Übervölkerung”, ihrer verschiedenen Formen wie Erwerbsarbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung und ihrer inneren Gliederung einerseits und des sich daraus ergebenden allgemeinen gesellschaftlichen Gesetzes der Kapitalakkumulation andererseits.
In diesem Zusammenhang geht es auch um das Modell einer Schichtung/Dreigliederung von
(i) industrieller Reservearmee als Übergreifend-Allgemeinem,
(ii) Pauperismus als Besonderem und
(iii) Lumpenproletariat (im engeren Sinn: “Verkommene, Verlumpte, Arbeitsunfähige”) als Einzelnem.
Pauperismus hingegen als besondere – auch empirisch bedeutsame – Kategorie bezielt weder Einzelheiten noch Allgemeines, sondern bildet als Ausdruck des allgemeinen gesellschaftlichen Prozesses der relativen Übervölkerungsproduktion (2) “das Invalidenhaus der aktiven Arbeiterarmee und das tote Gewicht der industriellen Reservearmee”.

In diesem Zusammenhang verweist Marx nicht nur auf die (auch ehemalige Angehörige des Industrieproletariats umfassende) pauperisierte und vom Lumpenproletariat zu unterscheidende “Lazarusschicht der Arbeiterklasse”, sondern arbeitet viel wesentlicher auch “das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation” heraus (3):
“Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. Die disponible Arbeitskraft wird durch dieselben Ursachen entwickelt wie die Expansivkraft des Kapitals. Die verhältnismäßige Größe der industriellen Reservearmee wächst also mit den Potenzen des Reichtums. Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die konsolidierte Übervölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Lazarusschicht der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee, desto größer der offizielle Pauperismus. Dies ist das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation. Es wird gleich allen andren Gesetzen in seiner Verwirklichung durch mannigfache Umstände modifiziert, deren Analyse nicht hierher gehört.” (4)
Ähnlich später die marxistische Theoretikerin Rosa Luxemburg (1871-1919) zum Pauperismus nicht nur als wirtschaftliche Verelendung, sondern als Erscheinungsform von Entwicklungsgesetzen der kapitalistischen Ökonomie und besonders ihres Lohngesetzes: “Mit dem Kapital und Reichtum wächst (…) unvermeidlich auch die Größe der Unbeschäftigten und Unentlohnten und damit auch die Lazarusschicht der Arbeiterklasse – die offizielle Armut.” (5)
Armut
Der Stückeschreiber Bertolt Brecht (1898-1956) hat den sozialen Grundtatbestand von Armut in einem poetischen Vierzeiler bündig so ausgedrückt:
“Reicher Mann und armer Mann / Standen da und sahn sich an./ Und der Arme sagte bleich:/ Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.” (6)
In diesem dialektischen Sinn einer widersprüchlichen Einheit ist die Sozialfigur des Armen wie der soziale Tatbestand von Armut Ausdruck eines grundlegenden gesellschaftlichen Verhältnisses. Der deutsche Soziologe Georg Simmel (1858-1918) sah Armut und Arme nicht als statistisch-empirische Phänomene, sondern als gesellschaftlich produzierte soziale Beziehung(en) von Menschen/Gruppen und als Ergebnis von in verschiedenen Formen stattfindenden Vergesellschaftungsprozessen. (7)
Das bedeutet: der Sozialtyp des “modernen Proletarier” etwa, so das erste Paradox, ist wohl “arm, aber kein Armer”. Wobei der Arme als Bedürftiger “bloßes Objekt für Vornahmen der Gesamtheit mit ihm” ist und den “zu formenden Stoff” sozialer Fürsorge bildet. Diese wirkt, so das zweite Paradox, “nicht um des Armen (…), sondern um der Gesellschaft willen”. Und ist damit eine systemfunktional-sozialintegrative Veranstaltung.
Inzwischen kann als gesichertes sozialwissenschaftliches Wissen zur Armut gelten: Armut ist erstens keine Erfindung von Soziologen, sondern ein gesellschaftliches Realphänomen. Bei Armut geht es zweitens immer um eine geschichtlich variable Erscheinung. Und drittens handelt es sich bei Armut immer auch um gesellschaftliche Ausschluss- oder soziokulturelle Exklusionsprozesse.
Etymologisch, von der geschichtlichen Wortbedeutung her, werden im Deutschen als arm und als Armut allgemein Not und Mittellosigkeit sowie mittellose, bedürftige und auch bedauernswerte Menschen verstanden. Weitergehend und Armut präzisierend heißt es (in diesem Fallbeispiel zutreffend) in der aktuellen Ausgabe der deutschsprachigen Wikipedia:
Armut bezeichnet im materiellen Sinn (als Gegenbegriff zu Reichtum) primär die mangelnde Befriedigung der Grundbedürfnisse (vor allem nach Nahrung, Wasser, Kleidung, Wohnraum, Gesundheit). Der Mangel an Geld ist hingegen nicht zwangsläufig mit Armut gleichzusetzen, sofern Subsistenzstrategien vorhanden sind, mit denen die Bedürfnisse anderweitig gedeckt werden können. Stärker auf den Mangel an finanziellen Mitteln bezogen ist der bisweilen synonym verwendete Begriff der Mittellosigkeit. Im weiteren und übertragenen Sinn bezeichnet Armut jeglichen Mangel. Der konkrete Inhalt des Begriffes variiert dabei je nach historischem, kulturellem oder soziologischem Kontext und basiert teilweise auf subjektiven und zum Teil emotionalen oder kulturell geprägten Wertvorstellungen.
Prekarität
Dem französischen Kulturforscher und Sozialwissenschaftler Pierre Bourdieu (1930-2002) ging es nicht nur um Zustandsbeschreibungen von Armut, Deprivation und Ausgrenzung auch in entwickelten finanzkapitalistischen Metropolengesellschaften, sondern weiterführend auch um eine handlungspraktisch wichtige Dimension zur Überwindung jener empirisch wirksamer gesellschaftlicher Strukturen ohne – angebliche und/oder wirkliche, objektive oder/und subjektive – Handlungsalternativen und ihrer vorgelagerten, antizipativen Formen “eingreifenden Denkens” (Bertolt Brecht).
Bourdieu ging es um jenes “Minimum von Gestaltungsmacht über die Gegenwart” als Voraussetzung für “jede rationale Vorwegnahme der Zukunft und (…) durchdachtes Bestreben, die Gegenwart unter Bezugnahme auf ein Zukunftsprojekt zu verändern.” (8)
Im Ausblick seines Vortrags gegen Prekarität betonte Bourdieu Ende 1997 zum neuen, auch ethnisch übergreifenden, Ausbeutungs- oder Exploitationstyp, seiner neoliberalen Ideologisierung und seiner wirksamen Praxis als sozio-destruktiver Flexploitation (9):
“Die von der Prekarität bewirkten Dispositionen der Unterwerfung bilden die Voraussetzung für eine immer erfolgreichere Ausbeutung, die auf einer Spaltung zwischen einerseits der immer größer werdenden Gruppe derer, die nicht arbeiten, und andererseits, die immer mehr arbeiten, fußt.
Bei dem, was man ständig als ein von den unwandelbaren »Naturgesetzen« des Gesellschaftlichen regierten Wirtschaftssystemen hinstellt, scheint es sich meines Erachtens in Wirklichkeit vielmehr um eine politische Ordnung zu handeln, die nur mittels der aktiven oder passiven Komplizenschaft der im eigentlichen Sinne politischen Mächte errichtet werden kann.

Gegen diese politische Ordnung kann ein politischer Kampf geführt werden. Und er kann sich, ähnlich wie karitative oder militant-karitative Bewegungen, zunächst zum Ziel setzen, die Opfer der Ausbeutung, all die gegenwärtigen oder potentiell Prekarisierten zu ermutigen, gemeinsam gegen die zerstörerischen Kräfte der Prekarität anzugehen (indem man ihnen hilft zu leben, »durchzuhalten«, einen aufrechten Gang und Würde zu bewahren, der Zersetzung und dem Verfall ihres Selbstbildes, der Entfremdung zu widerstehen).
Darüber hinaus sollten sie vor allem auch ermutigt werden, sich auf internationaler Ebene, also auf derselben Ebene, auf der auch die Folgen der Prekarisierungspolitik wirksam werden, mit dem Ziel zu mobilisieren, diese Politik zu bekämpfen und die Konkurrenz zu neutralisieren, die sie zwischen den Arbeitenden erzeugen will. Der politische Kampf kann aber auch versuchen, die Arbeitenden der Logik früherer Kämpfe mit ihrer Forderung nach Arbeit oder besseren Arbeitslöhnen zu entreißen, weil sich diese Logik einzig und allein auf die Arbeit versteift und dadurch sozusagen die Ausbeutung (oder Flexploitation) zuläßt.
An deren Stelle könnte eine Umverteilung der Arbeit (z.B. über eine massive Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf europäischer Ebene) treten, eine Umverteilung, die untrennbar mit einer Neudefinition des Verhältnisses zwischen der Zeit der Produktion und der Zeit der Reproduktion, der Erholung und der Freizeit verknüpft wäre.
Eine solche Revolution müßte mit dem Verzicht auf die ausschließlich berechnende und individualistische Sichtweise beginnen, welche den handelnden Menschen auf ein kalkulierendes Wesen reduziert, das nur mit der Lösung von Problemen rein ökonomischer Art im engsten Sinn des Wortes befaßt ist.
Damit das Wirtschaftssystem funktionieren kann, müssen die Arbeitenden ihre eigenen Produktions- und Reproduktionsbedingungen, aber auch die Bedingungen für das Funktionieren des Wirtschaftssystems selbst einbringen, angefangen bei ihrem Glauben an das Unternehmen, an die Arbeit, an die Notwendigkeit der Arbeit.”
Armutskultur
Wer nicht nur die sensiblen Beobachtungen und Reflexionen Pierre Bourdieus, sondern darüber hinaus auch die These des US-amerikanischen Anthropologen Oscar Lewis (1914-1970) ernst nimmt und das in der Metapher Culture of Poverty (10) aufgespeicherte Sozialsyndrom (von Resignation, Fatalismus, Zukunftslosigkeit) auf den hoch entwickelten Metropolenkapitalismus – etwa der ganzdeutschen Gegenwartsgesellschaft – bezogen diskutiert, kann die aktuelle Bedeutung des Bourdieu’schen Handlungsappells erkennen und zu schätzen wissen:
Armut selbst ist leichter aufzuheben als jede aus ihr hervorgehende (und sich ganzdeutsch jahrzehntelang auch mithilfe sogenannter Tafeln verfestigende) Kultur der Armut mit ihren gesellschaftlichen Zuständen.
Quellen und Anmerkungen
(1) Leicht aktualisierte Kurzfassung des Referats auf der 32. Internationalen Tagung des Archivs der Hauptstadt Prag, des Historischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik und der Fakultät der humanistischen Studien der Karls Universität Prag (Praha 8./9. Oktober 2013) zum Thema “Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch …” Von der Armenpflege zur Sozialpolitik in den Städten vom 18. bis zum 20. Jahrhundert; vgl. https://labournet.de/wp-content/uploads/2013/10/armut_albrecht.pdf (Link abgerufen am 9.12.2022).
(2) Das Irrwort Überbevölkerung findet sich vor allem im von Friedrich Engels bearbeiteten/veröffentlichten dritten Band von “Das Kapital“.
(3) Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (1867); in: Marx-Engels-Werke Band 23 [= MEW 23]. Berlin 1962: 670-677; zum Zusammenhang vgl. Richard Albrecht: Pauper(ismus). Zur Geschichte und Aktualität eines Zentralaspekts von “Neuer Armut” und “Arbeitenden Armen”; in: JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, II/2007: 19-32.
(4) Karl Marx: Das Kapital, ibid: 673/674.
(5) Zitiert nach “Rosa Luxemburg – Gesammelte Werke Band 5” (Berlin/DDR 1975). Verfügbar auf http://www.mlwerke.de/lu/lu05/lu05_751.htm (abgerufen am 9.12.2022).
(6) Bertolt Brecht: Gedichte (1933-1938); in: ders., Gesammelte Werke Band 9 (Frankfurt/Main 1967: 513).
(7) Georg Simmel (1906): Zur Soziologie der Armut; in: ders., Aufsätze und Abhandlungen 1901-1908. Band II, Georg-Simmel-Gesamtausgabe Band 8 (Frankfurt/Main 1993: 24-57): http://socio.ch/sim/verschiedenes/1906/armut.htm (Link abgerufen am 9.12.2022); ders. (1908): Der Arme; in: ders., Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung [7. Kapitel]; Georg-Simmel-Gesamtausgabe Band 11 (Frankfurt/Main 1992: 512-555).
(8) Pierre Bourdieu: Prekarität ist überall; in: ders., Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion (Konstanz 1998); weiterführend Richard Albrecht: Zukunftsperspektiven (I): Denkauslöser, Realitäten, planende Kreativität bei Marx; in: Forum Wissenschaft, 23 (2006) 4: 51-52; Zukunftsperspektiven (II): Arbeitslosigkeit – Subjekt- und Realanalyse; in: ibid, 24 (2007) 1: 61-63; Netzfassungen verfügbar auf http://www.bdwi.de/forum/archiv/archiv/462300.html sowie auf http://www.bdwi.de/forum/archiv/archiv/527598.html (Links abgerufen am 10.12.2022).
(9) Vortrag während der »Recontres européennes contre la précarité«, Grenoble, 12.-13. Dezember 1997. Aus dem Französischen übertragen von Andreas Pfeuffer; in: Pierre Bourdieu: Prekarität ist überall. In: Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des Widerstands gegen die neoliberale Invasion. Konstanz 1998: 96-102; zitiert nach der textidentischen Netzausgabe https://archiv.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/prekaer/bourdieu.pdf (Link abgerufen am 10.12.2022).
(10) Oscar Lewis: Five Families. Mexican Case Studies in the Culture of Poverty (1959); ders., The Children of Sánchez. Autobiography of a Mexican Family (1961); erste dt.spr. Ausgabe udT. Die Kinder von Sanchez (Frankfurt/Main 1965).

Alles beginnt mit dem ersten mutigen Schritt!
Journalismus hat eine Zukunft, wenn er radikal neu gedacht wird: Redaktion und Leserschaft verschmelzen zu einem Block – der vierten Gewalt. Alles andere ist Propaganda.
Foto: Brandon Green (Unsplash.com), John Mayall jun. (Gemeinfrei), Bernard Lambert (Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=89219161)
Richard Albrecht ist habilitierter Gesellschaftswissenschaftler – Dozent – Publizist. Forschungsansatz The Utopian Paradigm (1991). 2010-2022 Autor des Fachmagazins soziologie heute, 2011-2021 des Netzmagazins trend.infopartisan und 2019-2022 des Netzjournals Neue Debatte.
3 Antworten auf „Pauper(ismus), Armut und Prekarität“
Die Globalisierung ist die einzige noch offen stehende Option kapitalistischen Wirtschaftens.
Konkurrenzkampf zwingt weltweit jedes Unternehmen, kostengünstiger und rationeller als die anderen zu produzieren. Zu hoher Effizienz eingesetzte Technologien oder Billiglohn Angebote in Entwicklungsländern ermöglichen Einsparungen beim Einsatz lebendiger Arbeit, beschränken jedoch in erheblichem Maß die notwendige Konsumtion. Globalisierung ist die letzte Phase gesellschaftlicher Entwicklung, die das progressive Potential, aber auch die Widersprüchlichkeit kapitalistischen Wirtschaftens, also das profitorientierte Streben nach Märkten und Einfluss-Sphären, ermöglicht. Dadurch wird ein weiteres Voranschreiten zu Wohlstand und Menschenwürde der Weltgesellschaft letztendlich unmöglich gemacht.
Mehrwert, der hauptsächlich von lebendiger, menschlicher Arbeit erbracht werden muss und nicht voll automatisiert geschaffen werden kann, verliert tendenziell seine Fähigkeit Triebkraft der wirtschaftlichen Entwicklungen der Menschen zu sein.
Wie lange die Globalisierung der Akkumulation, der „Verwendung von Mehrwert als Geldwerten Kapital oder Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital“ noch Spielraum zur Entwicklung und Selbsterhaltung bietet ist zwar absehbar endlich aber durchaus noch ungewiss. Sisyphos wird seinen unförmigen Stein zunächst noch weiter ungestüm wälzen, ihn aber auch zunehmend eigentümlich bearbeiten, damit er oben angelangt nicht mehr herunter rollen, sondern endlich als Fundament eines Hauses der Menschlichkeit Verwendung finden kann.
Das kapitalistische Streben nach Vergrößerung des Profits zwingt das Kapital zu erweiterter Reproduktion, die Wiederholung des Produktionsprozesses auf jeweils höherer Stufe. Das ist nur möglich, wenn ständig ein Teil des erzielten Mehrwertes in Kapital verwandelt wird. Die erweiterte Reproduktion und damit das Wirtschaftswachstum ist für die kapitalistische Produktionsweise eine zwingende Notwendigkeit. Der Konkurrenzkampf zwingt zu immer kostengünstigerem, rationellerem Produzieren. Und die Realisierung immer höherer Profitraten hängt von der Eroberung immer neuer Märkte und Einflusssphären ab. Das Profitstreben treibt das Kapital zur Globalisierung.
@Frank Nöthlich
Dank Ihnen für Ihre ergänzenden Hinweise. Und fein, daß Sie anschaulich das herausarbeiten, was den Kapitalismus als Wirtschafts- und Gesellschaftssystem kennzeichnet und im entwickelten Kapitalismus als weltweit domienierendes Finanzsystem ausmacht. Diese vereinfacht gesagt zentrale Dimension des Immer-Mehr – Immer-Weiter – Immer Schneller beruht, auch wenn´s heuer kaum noch so gesehn wird, nach wie vor auf dem zentralen Grundsatz von – so Marx – aus Mehrwert entstandenem Kapital als “sich selbst verwertender Wert, Wert, der Wert gebiert.”[1]
Diese unzeitgemäße Sicht ist nicht zeitgeistig. Und dies nicht nur abstakt-allgemein. Sondern besonders konkret immer dann, wenn es um so falsche Forderungen wie die vom ´gerechten Lohn´ oder so bizarre Vorstellungen wie die von “seriösen und risikolosen Geldanlagen mit einer angemessenen Rendite für alle” (Wagenknecht) gehn soll[2]. Letztgenanntes Spezielles kann es ebensowenig wie erstgenannte Allgemeines im finanzmarktbestimmten imperialen Kapitalismus geben.
[1] zitiert bei R. Albrecht https://neue-debatte.com/tag/richard-albrecht/ [III. Gerechtigkeit]
[2] kritisch zu Wagenknechts reaktionärem Bourgeoisozialismus R. Albrecht http://www.trend.infopartisan.net/trd0918/t260918.html
Freundliche Grüße,
Ihr Richard Albrecht
P.S. Falscher Albrechtlink, richtiges Marxzitat: Aus Mehrwert entsteht Kapital als „sich selbst verwertender Wert, Wert, der Wert gebiert.“ (Quelle: Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses. Frankfurt/Main 1970 (Verlag Neue Kritik = Archiv sozialistischer Literatur 17), p. 84. – RA