Prometheus ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Er gehört dem Göttergeschlecht der Titanen an. Aus religionskritischer Sicht ist Prometheus das Urbild eines Rebellen, der die Befreiung von Unwissenheit und Unterdrückung einleitet. Die folgenden Gedichte wurden entnommen aus dem Theaterstück “Prometheus und seine Erben” (1), angelehnt an “Die Kinder des Prometheus”.
Charakter und Willen – Gemüt und Genuss
in einem alten Märchen wird erzählt
dass – wie dem Mann – so auch der Frau
ein Schöpfer einst das Leben gab
er schuf zuerst den Mann
und stellte bald schon fest
allein kann der die Erde nicht bevölkern
eine Gefährtin braucht er noch
um diese zu gestalten
entnahm der Schöpfer der Natur
die Wärme der Sonne
und die Rundung des silbernen Mondes
auch das Winden der lautlosen Schlange
den Dufthauch der Blumen
und das Flattern der Blätter im Winde
nahm er dafür
schließlich schmückte der Schöpfer die Frau
mit der Süße des Honigs
und der Schlankheit der Schwalbe
dem Blick eines Rehs
und der Schönheit des Pfaus
so war sie schon beinah vollendet
doch fehlte ihr noch was der Mann
schon vorher bekam – Charakter und Willen
Gemüt und Genuss erhielt sie zuletzt
Prometheus der denkende Vater des Homo sapiens
welch ein Genuss
das Nehmen und das Geben
zu begreifen – zu bewahren
und zufrieden leben
ach könnte ich ein Mensch auch sein
wie ich ihn schuf
um nicht allein im ewigen Geschehen
nur diesen Abgrund noch zu sehn
welche Weisheit denn
gab mir der Glaube an mich selbst
bin ich zur Liebe fähig – darf ich hoffen
Sisyphos der Homo ludens spielt mit dem Tod
wen kümmert das Getön
von Sitte und Moral und gar Besonnenheit
ist’s nicht egal
wenn nur das Leben schäumt
und wie der Wein von Trübsal uns befreit
erst muss der Mensch doch die Natur an sich
um wirklich Mensch zu sein
in die Natur für sich umwandeln
um ganz zuletzt noch
mit dem Tode zu verhandeln
Herakles der Homo faber zieht sich von seiner Arbeit zurück
ist es das Leichte
dem ‘s zu folgen gilt
oder das Schwere
gewichtlos zwar
und leichter noch als Luft
wird alles frei und klar
doch auch bedeutungslos
nur mit Gewicht wird die Wirklichkeit
als ein Etwas wahr
ist das Leichte gut und schrecklich
das Schwere was soll man wählen
wenn’s denn möglich wäre
Mitternachtsball
in einer hellen Vollmondnacht
als Mai-Feuer lodernd brannten
trafen Amor und Psyche
zum Mitternachtsball ein
dort wo die Nachtigallen
schon sangen
das lockte die beiden
zum Tanze
und fröhlich tranken sie
goldgelben Wein
nun sind sie ein glückliches Paar
denn sie lagen auf samtigen Moos
in einer hellen Vollmondnacht
als Feuer lodernd brannten
… und morgens stehen sie am Ufer
wärmende Strahlen
im goldfarbenen Licht
durchdringen die Wolken
berühr’n das Gesicht
das Morgenrot grüßt
die Zuversicht steigt
in ihnen wächst Neugier
wenn das Dunkel sich neigt
schon treibt wache Lust
immer weiter zu seh ‘n
Vergangenes lockt noch
doch das Alte bleibt stehen
sie stehen am Ufer
die Nacht muss nun geh ‘n
und die Sonne lädt ein
das Neue zu seh ‘n
wer einstmals verlor
gewinnt nun sein Spiel
und rückt immer näher
dem wahrscheinlichen Ziel
… am Scheideweg
I.
dies ist der Weg zu den leichten Genüssen
nimm dir was du willst und was du liebst
nimm was dir Gewinn erbringen kann
auszuschlagen brauchst du nichts
Gelüste kannst du immer haben
Angenehmes brauchst du nie zu scheuen
trinken sollst du nur den feinsten Wein
und nur erlesene Speisen sollen dich laben
II.
was hat denn jener Weg an Gutem zu bieten
dort wo man isst noch eh man den Hunger verspürt
dort wo man trinkt ohne Durst und wo man nur liebt
was man sich leichthin einfach nehmen kann
dort wo die scheinbaren Freunde die Nächte verprassen
und den besten Teil des Tages verschlafen
in der Jugend hüpfen sie sorglos herum ohne Sinn
und im Alter schleppen sie sich in stumpfer Einsamkeit dahin
von hoffnungsvollem Glauben gibt’s dort keine Spur
und das Schöne verliert sich im Drüben
III.
der verführerische Weg erschien dem Homo faber gar zu elysisch – faul und gar zu hart der Weg der Strenge
so entschied er sich zur Strebsamkeit auf beiden Wegen
denn wer sein Leben liebt kann auch dem Elend andrer
nicht den Rücken kehren
IV.
doch dem Homo ludens war’s eigentlich egal
Quellen und Anmerkungen
(1) Die Gedichte wurden aus dem von Frank Nöthlich verfassten Theaterstück “Prometheus und seine Erben”, angelehnt an “Die Kinder des Prometheus”, entnommen.

Prometheus ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Er gehört dem Göttergeschlecht der Titanen an. Die Figur des Prometheus wird unterschiedlich beurteilt. Aus religionskritischer Sicht ist er das Urbild eines Rebellen, der die Befreiung von Unwissenheit und religiös fundierter Unterdrückung einleitet.
In der Moderne wird Prometheus als Symbolfigur für den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt gesehen, was die zunehmende Herrschaft des Menschen über die Natur unterstreicht.

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Fotos: Hans Leuzinger (Unsplash.com) und Frank Nöthlich
Frank Nöthlich (Jahrgang 1951) wurde in Neustadt/Orla (Thüringen) geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und sechs Enkelkinder. Er studierte Biologie, Chemie, Pädagogik, Psychologie und Philosophie von 1970 bis 1974 in Mühlhausen. Nach dem Studium war er an verschiedenen Bildungseinrichtungen als Lehrer tätig. Von 1985 bis 1990 war er Sekretär der URANIA-Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse. Später arbeitete er als Pharmaberater und ist heute Rentner und Buchautor (www.briefe-zum-mensch-sein.de). Er sagt von sich selbst, dass er als Suchender 1991 in der Weltbruderkette der Freimaurer einen Hort gemeinsamen Suchens nach Menschenliebe und brüderlicher Harmonie gefunden hat.
2 Antworten auf „Sieben Gedichte: Prometheus und seine Erben“
…Gedichte? Sind das wohl nicht…
Vielen Dank für den Kommentar und den indirekten Hinweis. Die fehlerhafte Formatierung wurde korrigiert.