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Zweifelhafte Partnerschaften

Wessen Denken im Krieg endet, der hat keine Zukunft. Insofern scheint das Schicksal Europas unter Führung der EU und seiner selbst ernannten Eliten besiegelt zu sein.

Wessen Denken im Krieg endet, der hat keine Zukunft. Insofern scheint das Schicksal Europas unter Führung der EU und seiner selbst ernannten Eliten besiegelt zu sein.

Ob in den Medien, auf welcher Konferenz auch immer, bis hin zu einem sogenannten World Economic Forum im Schweizer Davos: Die Kriegspropagandisten haben das Wort und sie erzählen dem staunenden Publikum ein Märchen nach dem anderen.

So der omnipräsente und auf jeder Schuhausstellung und Automesse zugeschaltete ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der glauben machen will, dass die Lieferung von Kampfpanzern seinem Land das Schicksal ersparen würde, das ihm bevorsteht: ein Land mit großer Zerstörung, unheilbareren Wunden und unzähligen Opfern, das als Schurkenstaat in den Händen von Oligarchen dahinsiecht.

Die Interessen

So kommt es, wenn man glaubt, im Machtspiel imperialer Akteure die Hauptrolle spielen zu können. Realistische Selbsteinschätzung ist ein kostbares Gut!

Und jener Selenskyj hat es wieder einmal fertig gebracht, durch Zuschaltung nach Davos Deutschland auf die Anklagebank zu setzen, wenn es nicht sofort die nächste Generation von Kampfpanzern umgehend in die Ukraine sendet. Übrigens eskortiert von dem ehemaligen Kriegsbotschafter Andrij Melnyk, der am Tag zuvor auch noch Kriegsschiffe forderte (1).

Die Position Deutschlands ist problematisch, weil mittlerweile als sicher gelten kann, dass es im Falle einer ukrainischen Niederlage auf jeden Fall verantwortlich sein wird. Ungeachtet der Tatsache, dass es mehr an den Kosten beteiligt sein wird als alle anderen europäischen Staaten. So ist das, wenn man die eigenen Interessen aus den Augen verliert.

Keine Strategie

Wer es sich bieten lässt, dass eine Figur wie Joe Biden, seinerseits seit 2008 an der Vorbereitung des ukrainischen Debakels an entscheidender Stelle beteiligt, einem vor laufender Kamera sagt, was mit der eigenen Infrastruktur geschieht, wenn man nicht hört und folgsam ist, der kann nicht nur nach Hause gehen und sich schämen. Der sollte seine Sachen packen und das Weite suchen.

Unterstützt und vielleicht sogar getrieben von einer geheuerten Branche, die dafür bezahlt wird, die Köpfe zu vernebeln, hat jahrzehntelang keine Debatte darüber stattgefunden, wo man sich strategisch sehen möchte, wo die eigenen Interessen liegen und was zu tun ist, um einigermaßen souverän Entscheidungen treffen zu können. Jetzt, wo das Debakel vor aller Augen liegt, ist es zu spät.

Die eigenen Streitkräfte sind nicht in der Lage, das Land bei einer Invasion von außen zu verteidigen, die Infrastruktur ist veraltet und entspricht nicht dem rasanten technologischen Wandel, die Bildung ist gänzlich auf den Hund gekommen, das Gesundheitssystem hat seine Leistungsgrenzen erreicht und die Energiepreise machen den Rest zunichte. Stattdessen faselt man von Zeitenwende, indem man Sondervermögen in unbekannter Dimension beschließt, um sich an militärischen Interventionen in anderen Teilen der Welt beteiligen zu können. Unter fremdem Kommando versteht sich.

Ihr Defätismus

Will man die kollektive mentale Verwirrung am besten charakterisieren, dann führt man sich das Geschwafel von allen möglichen, jederzeit durch die Propaganda in die Welt posaunten Experten vor Augen, die denjenigen, die den Verstand behalten haben, vorwerfen, sie seien Defätisten vor dem bösen Putin.

Defätismus, vielleicht das als ein rein lexikalischer Vorschlag der Befriedung, bedeutet Unterwerfung, weil man nicht daran glaubt, gegen einen Gegner bestehen zu können.

Insofern schreien da die Diebe, man möge den Dieb halten. Ach, die, die mit ihrer Politik das Land in die Tiefe treiben, sind Partner? Ja, dann, dann ist wohl niemandem mehr zu helfen.

Quellen und Anmerkungen

(1) Andrij Jaroslawowytsch Melnyk (Jahrgang 1975) ist Jurist. Er war von 2007 bis 2012 Generalkonsul der Ukraine in Hamburg und von Anfang 2015 bis Herbst 2022 Botschafter der Ukraine in Deutschland. Im November 2022 wurde er zum Vize-Außenminister der Ukraine ernannt.


Ein ruhender Mensch auf einem weißen Bett. (Foto: Ahmet Ali Agir, Unsplash.com)

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Journalismus hat eine Zukunft, wenn er radikal neu gedacht wird: Redaktion und Leserschaft verschmelzen zu einem Block – der vierten Gewalt. Alles andere ist Propaganda.

Foto: Cristofer Maximilian (Unsplash.com)

Politologe, Literaturwissenschaftler und Trainer | Webseite

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Von Gerhard Mersmann

Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.

Eine Antwort auf „Zweifelhafte Partnerschaften“

„Zweifelhafte Partnerschaften“ heißt der Titel des Beitrags von Gerhard Mersmann für die „Neue Debatte“:

“Wessen Denken im Krieg endet, der hat keine Zukunft. Insofern scheint das Schicksal Europas unter Führung der EU und seiner selbst ernannten Eliten besiegelt zu sein. …”

Hier meine Gedanken dazu:

Egon Bahr beschrieb am Ende1990 die Situation Europas analysierend: „Der nüchterne Blick auf die Realität zeigt, dass die Welt für den wünschbaren und nötigen Qualitätssprung nicht reif sei, auch nicht Europa. Man müsse von der Wirklichkeit ausgehen, ohne die Vision zu verlieren. … Eine solche Vision füge sich nahtlos in das Plädoyer jener Gruppe von Wissenschaftlern ein, die einen globalen Gesellschaftsvertrag entworfen haben. Er solle vier Abkommen umfassen: Einen Grundbedürfnis-Vertrag für die Versorgung aller Menschen mit Nahrung, Wasser und Wohnung; einen Kultur-Vertrag der Toleranz mit Regeln des Dialogs zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen; einen Demokratie-Vertrag mit Elementen globaler Steuerung gegen den Druck des Wettbewerbs, des bloßen technologischen und Kostendenkens; einen Erd-Vertrag mit den Prinzipien für verantwortungsvollen Umgang mit der Natur.“ (Egon Bahr – „Deutsche Interessen“ – Karl Blessing Verlag)

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