Will man dem Verlauf des Zeitgeschehens auf die Schliche kommen, ist man gut beraten, in den Chroniken etwas zurückzublättern. Schnell zeigt sich dann, dass vieles, über das wir vielleicht ein wenig erstaunt die Stirn runzeln, das kalte Ergebnis von Entscheidungen ist, die in der Vergangenheit gemacht wurden.
Ja, auch im Hinblick der bis zum Erbrechen wiederholten Formulierung über den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist das so.
Und ja, ich bekenne, ich habe meine eigenen Aufzeichnungen vor allem aus den Jahren 2013/14 wieder hervorgeholt und mir die aus meiner damaligen Sicht betrachteten Geschehnisse um den Maidan und den Regime Change in der Ukraine angesehen.
Merkel, Steinmeier & Co.
Das, was ich nahezu verdrängt hatte, stand dort schwarz auf weiß: Alles, was jetzt wie eine völlig irrationale Handlung des russischen Präsidenten Wladimir Putin dargestellt wird, ist von langer Hand vorbereitet gewesen. Ich habe das damals so gesehen und es hat sich bestätigt. Und das liegt nicht an meiner überaus weisen Voraussicht, sondern an Evidenz. Die Dokumente sind auf diesem Blog zu lesen.
Es ist so eine Sache, wenn festgestellt werden muss, dass die Politik der eigenen Regierung von langer Hand auf einen militärischen Konflikt angelegt war. Da gibt es leider keinen Zweifel.
Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte noch kürzlich in einem Interview mit der ZEIT gebeichtet, dass die Verhandlungen zum Minsker Abkommen nur geführt wurden, um der Ukraine Zeit zu verschaffen, um aufzurüsten. (1) Und der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), heute Bundespräsident, war maßgeblich an diesem Täuschungsmanöver beteiligt. Dementis gibt es nicht. Nachgehakt wird seitens der abgetakelten Presseorgane auch nicht.
Die Meute
Als sich aktuell hier Stimmen zu Wort meldeten, dass man möglichst schnell zu einem Waffenstillstand kommen müsse, um das Töten zu beenden, sprang die ganze moralinsaure und von kolonialem Sendungsbewusstsein durchtränkte Meute, deren Ultima Ratio in der Lieferung von Waffen besteht, an den Zaun und fauchte mit hysterischer Stimme, das sei Friedensgeschwurbel, Defätismus, Agententum. Mit so einem Zeitgenossen wie Putin könne man nicht verhandeln, weil der es nicht wolle.
Dass der russische Präsident nicht geneigt ist, zu verhandeln, liegt wahrscheinlich daran, dass seine einstigen Verhandlungspartner in aller Öffentlichkeit damit prahlen, bei dem Paket Minsk mit gezinkten Karten gespielt zu haben.
Wer selbst unredlich handelt und sich das noch stolz ans Revers heftet, darf sich nicht wundern, wenn seine Reputation auf der anderen Seite ruiniert ist. So viel ist klar: Hier, das heißt aufseiten derer, die einen Eid darauf abgelegt haben, Schaden vom deutschen Volke fernzuhalten, hat anscheinend niemand Interesse, diesen Krieg zu beenden. Zu gut laufen die Geschäfte. Und die Kollateralschäden haben andere zu tragen.
Das Blaue vom Himmel
Es wird berichtet, dass innerhalb der EU-Nomenklatura von einigen die Formulierung Viktor Orbáns, bei der Ukraine handele es sich mittlerweile um ein unregierbares Wrack, trotz aller Distanz immer öfter kolportiert wird.
Es stellt sich die gar nicht so abseitige Frage, wann die Stimmen aus der Ukraine lauter werden, die sich für die grenzenlose Tragödie, die ihrem Land widerfährt, auch bei denen bedanken, die die Weichen gestellt haben. Selbstverständlich ohne eigenes Risiko. Aber mit großem wirtschaftlichen Gewinn.
Sie haben das Blaue vom Himmel herunter gelogen. Und es wird eine Rendite folgen, mit der sie nicht gerechnet haben.
Quellen und Anmerkungen
(1) Neulandrebellen (20.2.2023): Minsk II: Das endgültige Ende der westlichen Seriosität. Auf https://www.neulandrebellen.de/2023/02/minsk-ii-das-endgueltige-ende-der-westlichen-seriositaet/ (abgerufen am 7.3.2023).

Alles beginnt mit dem ersten mutigen Schritt!
Journalismus hat eine Zukunft, wenn er radikal neu gedacht wird: Redaktion und Leserschaft verschmelzen zu einem Block – der vierten Gewalt. Alles andere ist Propaganda.
Foto: Egor Myznik (Unsplash.com)
Dr. Gerhard Mersmann ist studierter Politologe und Literaturwissenschaftler. Er arbeitete in leitender Funktion über Jahrzehnte in der Personal- und Organisationsentwicklung. In Indonesien beriet er die Regierung nach dem Sturz Soehartos bei ihrem Projekt der Dezentralisierung. In Deutschland versuchte er nach dem PISA-Schock die Schulen autonomer und administrativ selbständiger zu machen. Er leitete ein umfangreiches Change-Projekt in einer großstädtischen Kommunalverwaltung und lernte dabei das gesamte Spektrum politischer Widerstände bei Veränderungsprozessen kennen. Die jahrzehntelange Wahrnehmung von Direktionsrechten hielt ihn nicht davon ab, die geübte Perspektive von unten beizubehalten. Seine Erkenntnisse gibt er in Form von universitären Lehraufträgen weiter. Sein Blick auf aktuelle gesellschaftliche, kulturelle wie politische Ereignisse ist auf seinem Blog M7 sowie bei Neue Debatte regelmäßig nachzulesen.
2 Antworten auf „Ukraine-Krieg: Das Blaue vom Himmel“
Aufrüstung ohne Punkt und Komma
So oder so scheint der Umbruch (noch) offen für einen positiven oder negativen Wandel. Positiv wird er sein, wenn jenen, die die Frage nach Frieden oder Krieg leichtsinnig mit „Krieg“ beantworten, die Gefolgschaft aufgekündigt wird. Vergangenheit oder Gegenwart: Es finden sich genug Protagonisten, die als Beleg taugen. Donald Trump zum Beispiel, der ehemalige US-Präsident.
„US-Präsident Trump forciert die Rüstungsausgaben, kündigt Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge oder stellt sie in Frage (INF, Iran Atomabkommen, Open Skies, Teststoppvertrag) und strebt neue Atomwaffen an, die ein nukleares Wettrüsten mit Russland, China und anderen Atommächten provozieren.“ (NatWiss (2020): Herausforderungen für Frieden und Umwelt. Auf http://natwiss.de/wp-content/uploads/2020/10/NatWiss_Online_Kongress_Herausforderungen-f%C3%BCr-Frieden-und-Umwelt.pdf (abgerufen am 6.2.2023).)
Unter dem Deckmantel einer vermeintlichen „Sicherheit“ werden Konfrontationen heraufbeschworen, die die Existenz ausufernder militärischer Apparate inklusive nuklearer Sprengköpfe und autonomer Waffensysteme diesseits und jenseits aller Grenzen rechtfertigen sollen, die ihrerseits derartig destruktiv sind, dass sie die gesamte Menschheit gefährden. Dies ist nicht erst durch den Krieg in der Ukraine offensichtlich geworden, wo ohne den Einsatz von Atomwaffen Städte in Schutt und Asche versinken.
Und während die Diplomatie unter die Räder kommt, schreiben die Regime und Militärs weltweit und last, but not least die Bundesregierung die „Strategie und Taktik“ der Aufrüstung im Namen der „Sicherheit“ ohne Punkt und Komma fort.
Es hängt vom Charakter der Gesellschaften ab, ob sie gegen die Herrschaft der Angst rebellieren, damit sich die Menschheit in Richtung sozialer Gerechtigkeit und hin zur Gestaltung harmonischer Wechselbeziehungen zwischen den ökologischen und wirtschaftlichen Kreisläufen bewegen kann oder ob sie in Starre verharren und dem zivilisatorischen Niedergang tatenlos entgegensehen in Erwartung des Infernos.
Aufrüstung ohne Punkt und Komma
So oder so scheint der Umbruch (noch) offen für einen positiven oder negativen Wandel. Positiv wird er sein, wenn jenen, die die Frage nach Frieden oder Krieg leichtsinnig mit „Krieg“ beantworten, die Gefolgschaft aufgekündigt wird. Vergangenheit oder Gegenwart: Es finden sich genug Protagonisten, die als Beleg taugen. Donald Trump zum Beispiel, der ehemalige US-Präsident.
„US-Präsident Trump forciert die Rüstungsausgaben, kündigt Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge oder stellt sie in Frage (INF, Iran Atomabkommen, Open Skies, Teststoppvertrag) und strebt neue Atomwaffen an, die ein nukleares Wettrüsten mit Russland, China und anderen Atommächten provozieren.“ (NatWiss (2020): Herausforderungen für Frieden und Umwelt. Auf http://natwiss.de/wp-content/uploads/2020/10/NatWiss_Online_Kongress_Herausforderungen-f%C3%BCr-Frieden-und-Umwelt.pdf (abgerufen am 6.2.2023).)
Unter dem Deckmantel einer vermeintlichen „Sicherheit“ werden Konfrontationen heraufbeschworen, die die Existenz ausufernder militärischer Apparate inklusive nuklearer Sprengköpfe und autonomer Waffensysteme diesseits und jenseits aller Grenzen rechtfertigen sollen, die ihrerseits derartig destruktiv sind, dass sie die gesamte Menschheit gefährden. Dies ist nicht erst durch den Krieg in der Ukraine offensichtlich geworden, wo ohne den Einsatz von Atomwaffen Städte in Schutt und Asche versinken.
Und während die Diplomatie unter die Räder kommt, schreiben die Regime und Militärs weltweit und last, but not least die Bundesregierung die „Strategie und Taktik“ der Aufrüstung im Namen der „Sicherheit“ ohne Punkt und Komma fort.
„Obwohl weltweit jährlich mehr als 1,8 Billionen US-Dollar für Rüstung ausgegeben werden, verfolgt die NATO das Ziel, die Rüstungsbudgets auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern, um kostspielige Waffensysteme und Militärinterventionen zu finanzieren. Entsprechend steigert auch die deutsche Bundesregierung fortwährend ihre Militärausgaben, um neue Kampfflugzeuge und weitere Rüstungsprojekte im europäischen Kontext zu beschaffen, bis hin zu einer Neubestimmung der nuklearen Teilhabe.“ ( Ebd.)
Was könnte die Menschheit mit diesen Ressourcen gestalten; wie viele Schulen, Universitäten und Theater bauen, wie viele Menschen vor dem Hungertod retten, wie viele Kranke heilen, wie viele Seen und Flüsse entgiften, wie viele Bäume pflanzen?