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Verlorene Illusionen

Unsere Identität als Deutsche muss sich wandeln. Wir alle müssen uns vom alten BRD-Bild lösen. Felix Germania – das ist Vergangenheit. Made in Germany bedeutet nichts Herausragendes mehr. Wir müssen den Kinderglauben, dass wir wirtschaftlich, technisch, logistisch, kulturell und in der Bildung immer in der obersten Liga spielen werden, aufgeben, um einen klaren Kopf für realistische Zielbestimmungen zu bekommen.

Als 1990 die deutsche Einheit zelebriert wurde, waren sich alle Beteiligten einig darin, dass mit der alten BRD und der DDR die potentesten Volkswirtschaften des jeweiligen Wirtschaftsverbundes, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), zusammenkamen.

Axiom im Ostblock war zwar ein Ideologem, dem zufolge die Sowjetunion (SU) im Verhältnis zu den anderen sozialistischen Staaten die fortgeschrittenste Gesellschaft sei und als erster Staat die Ziellinie zum Kommunismus überschreiten werde. Intern musste man aber immer wieder Rücksicht darauf nehmen, dass die große SU ein problematischer und anstrengender Handels- und politischer Partner war.

Ein Besuch im Paradies der Arbeiterklasse sorgte ebenfalls immer wieder für eine Gefühlspalette von Zweifel bis Fassungslosigkeit und Entsetzen. Insbesondere der Konsum und die Wohnungssituation ähnelten eher einem Land in der „Dritten Welt“ als einer modernen Industriegesellschaft.

Den Wohlstand heiraten

Von der sagenhaften Produktivität der Westdeutschen hatten die ostdeutschen Brüder und Schwestern ein Fernsehbild, das insbesondere das Konsumniveau erstrahlen ließ. In dieser Welt würden sie auch gern leben. Luxus und Überfluss waren in ihrem Leben nicht existent. Und die Menschen jenseits des Zaunes arbeiteten doch auch nur 40 Stunden die Woche! Sie mussten über außerordentlich kompetente Wirtschafts- und Staatsführer verfügen. Und in den Parteien waren offenbar auch die fähigsten Leute aktiv.

Und dann noch die Marktwirtschaft: vermutlich war an der auch mehr dran, als man ihnen einredete. Sie schüfe angeblich Arme und Reiche. Was sie in den Feindmedien mitbekamen, zeugte eher von einer Differenz auf hohem Niveau: Es gab sehr reiche, durchschnittlich reiche und weniger reiche Menschen. Aber Armut? Nichts davon zu sehen. Und wenn, dann sorgte der Sozialstaat für ein menschenwürdiges Leben selbst für Drogenabhängige. Ende 1990 war für die meisten klar: In diesen Wohlstand und in diese Freiheit wollen wir einheiraten!

Es ist hier nicht der Ort, um die erste Enttäuschungswelle der Ostdeutschen darzustellen, als sie sich gezwungen sahen, die Fernsehbilder in einen anderen Interpretationsrahmen zu setzen, nachdem sie die Erfahrung gemacht hatten, dass ihnen erst einmal genommen wurde, bevor es vielleicht etwas Besseres gab. Aber ein stolzer Deutscher zu sein – das ging schon, wenigstens ein bisschen.

Niedergang

Die Schlüsseljahre 2008 und 2015 war insbesondere für die Ostdeutschen Schockjahre. Heute und hier beschäftigt uns die von der Pandemiepolitik und neuerlicher Massenmigration nach Deutschland verursachte dritte Enttäuschungswelle. Sie wird von allen Deutschen durchlebt – wenn auch immer noch auf verschiedene Weise und mit unterschiedlichen Äußerungsformen.

Im Westen wirkt der Gruppendruck, sich mit der Regierungspolitik zu identifizieren, im Osten der Druck der staatlich-parlamentarischen Einrichtungen (Funktionäre, Abgeordnete, Verwaltung, Bildungseinrichtungen und Justiz) und der pädagogisch-manipulativ arbeitenden Leitmedien auf die Mehrheit, die Großgruppe “Bevölkerung”.

In politischen Ost-West-Diskussionen kommt es zwangsläufig immer zu dem Punkt, an dem der Westdeutsche im Rückzugsgefecht empört aufstampft: Zugegeben, die Meinungsvielfalt war schon einmal größer. Aber wir haben doch noch einen Rechtsstaat und eine Demokratie, und wir haben die freien demokratischen Wahlen. Man kann doch die liberale und immer noch produktive Bundesrepublik nicht mit der DDR vergleichen! Und uns geht es doch immer noch viel besser als den meisten Menschen auf der Welt und sogar in Europa!

Aber auch im Westen steigen Entsetzen, Erschütterung, Entgeisterung und das ungläubige Kopfschütteln ob der gesellschaftlichen Entwicklung seit der Jahrhundertwende. Man will hier noch nicht aufgeben. Was in im Gesundheitswesen, in Bildung, in Kunst und Wissenschaft, Verkehrs-, Finanz- und Rentenpolitik, in Infrastruktur, Energiewirtschaft, Juristerei, Asyl- und Bevölkerungspolitik und als Sachverstand und Moral in der politischen Klasse und den Führungskräften großer Unternehmen und Medien sowie dem Sozialverhalten im Allgemeinen abläuft, kann nicht anders als Niedergang bezeichnet werden.

Auf allen genannten Gebieten befinden wir uns heute auf einem niedrigeren Niveau als noch vor zwanzig, dreißig Jahren. Einige von ihnen sind heute vollkommen zerrüttet. Die historisch erworbenen, die akkumulierten und natürlich vorhandenen Bestände sind vernutzt und heruntergewirtschaftet. Es ist der gleiche Mechanismus wie in der DDR unseligen Gedenkens.

Vertrauensverlust

In Deutschland ist das Grundvertrauen in den Staat, in die Demokratie und die politische Klasse in toto bei sehr vielen Menschen in Ost und West verloren gegangen, sagen uns die Leitjournalisten auf der Basis von Umfragen und können es nicht fassen. Dabei gab es die Ruck-Rede von Roman Herzog im Jahr 1997 (1), in der alle Tendenzen, die schon damals zu sehen und den kritischen Deutschen schon lange bekannt waren, aufgezählt wurden.

Im Grunde ging es dem Bundespräsidenten darum, die düstere und reformfeindliche, ja von Angst getragene Stimmung zu geißeln und für einen Einstellungswandel bei der gesamten Bevölkerung zu werben: Glaubt an Euch! Denkt positiv! Wir schaffen das!

Dass der von ihm beklagte Reformstau Ausdruck einer inkompetenten oder von sachfremden Motiven geleiteten Politik- und Wirtschaftsführung war (und ist), also auch Ausdruck von Machtverhältnissen, gerät bei Herzog nicht ins Bild. Die einzelnen Bürger bekommen genauso ihr “Fett” ab wie die von ihm so bezeichneten “Eliten“. Als ob die Weichenstellung für Reformen nicht in den Händen der Politiker und der Großunternehmer läge, deren Entscheidungen im Idealfall von unabhängigen Medien vorgestellt und kritisiert werden!

Roman Herzog (1934 bis 2017) war Jurist, Politiker (CDU) und von 1994 bis 1999 der siebte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. (Foto: Euku, CC BY-SA 3.0)
Roman Herzog (1934 bis 2017) war Jurist, Politiker (CDU) und von 1994 bis 1999 der siebte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. (Foto: Euku, CC BY-SA 3.0)

Die Rede machte zwar in den Medien Furore, aber positive Folgen hatte sie nicht. Und kam es auf bestimmten Gebieten zu Reformen, zeigten sie in die verkehrte Richtung. Der allgemeine Niedergang setzte sich fort. Zu einem von allen sichtbaren Menetekel entwickelte sich der Bau des Flughafens Berlin Brandenburg von 2006 bis 2020. (2) Er wurde zum Symbol für den Verlust der einst maßstabsetzenden Fähigkeiten deutscher Bau- und Ingenieurskunst. Die ganze Welt sah kopfschüttelnd zu, und die Deutschen schämten sich.

Die Hypermoral, instrumentell eingesetzt als letzte Bastion vor dem Eingeständnis des totalen gesellschaftlichen Fiaskos und der Inkompetenz und Überforderung der Politiker, die Deutschland in diese Katastrophe geführt haben, erweist sich als Maske eines vollkommenen Zynismus. Es gibt keine verantwortungsfähigen Politiker mit Zielen und selbstlosem Engagement mehr. Die Menschen aber wollen wieder Politiker mit Prinzipien, mit einer Zukunftsvision und mit echten moralischen Werten. Sie wollen vertrauen können. Aber wem? Unsere derzeitige Außenpolitikerin Annalena Baerbock beispielsweise, kann durchaus als eine Art Realabstraktion beschrieben werden; die Inkarnation eines postpolitischen Politikertyps: des inkompetenten, idealfreien, narzisstischen Ehrgeizlings und Egozentrums.

Das Geisterschiff und die Illusionen

Der “Bürger” und das “Bürgertum” haben ihre Zeit gehabt. Heute gliedert sich die Gesellschaft auf andere Weise (die genau zu untersuchen sinnvoll wäre). Mit dem Bürgertum verschwindet die ihr gemäße politische Organisationsform, die Demokratie, und macht dem Autoritarismus Platz.

Westdeutsche mögen das nicht glauben und nach wie vor an die Ewigkeit einer einmal – durch das Fortschreiten der Menschheit – erlangten Staatsform festhalten. Die Linksliberalen klammern sich an Illusionen und haltlose Hoffnungen auf konstruktive Lösungen bei der Krisenbewältigung. Schließlich sind sie jetzt an der Macht und können endlich alles zum Guten wenden. Es gibt immer Menschen, die ein Gefühl für die Zeit und die Bewegungen ihres Geistes haben. Und es gibt auch immer Menschen – und die sind zu jeder Zeit die Mehrheit – die es vorziehen, am Alten und Überholten festzuhalten, weil es lange praktisch war und ihnen (scheinbar noch) nicht schadet. Wer weiß, was danach kommt. Man verdrängt, was man mit eigenen Augen sieht.

Deutschland gleicht inzwischen einem von Kapitän und Mannschaft verlassenen Geisterschiff, an dessen Steuerrad sich alle Abenteurer, die schon einmal ein Schiff gesehen haben, ausprobieren dürfen. Das Gefährt kommt aus dem Schlingern nicht heraus und droht bei der nächsten Gelegenheit zu kentern. Die Betriebsanleitung versteht keiner, und Kartenlesen haben sie auch nicht gelernt. Damit sie nicht in Panik verfallen, spendieren die Laienkapitäne den Passagieren zwei Kisten Whisky. In ihrer Not fangen sie an zu beten: Lieber Gott, sprich zu uns! Was sollen wir tun? Und der liebe Gott – nennen wir ihn Klaus Schwab – sagt ihnen möglicherweise, welche Hebel sie wie zu bedienen haben.

Eine neue emotionale Dimension

In dem relativ kleinen Stadtteil, in dem ich wohne, gibt es gegenwärtig unzählbar viele Baustellen gleichzeitig. Die Verkehrssituation ist logistisch kaum zu bewältigen. Die Sperrungen sollen 15 Monate lang anhalten. Der täglich davon betroffene Postauslieferer kommentiert verbittert: “Man kann sich heute in Deutschland auf gar nichts mehr verlassen.”

Gespräche mit kleinen Ladenbesitzern und Angestellten, im Osten die untere Mittelschicht, gehen über das erste Ablassen der Frustration schnell über in grundsätzliche Überlegungen. Selten hörte man bislang als Kunde so viele Beispiele für philosophisches Denken und prinzipielles Infragestellen. Die meisten “springen” sofort “an”, wenn ein Kunde einmal einen ketzerischen Gedanken äußert. Sie wollen reden. Sie wollen nicht allein sein mit diesem Gefühl des totalen Verlassenseins und den trüben Aussichten.

Immer in der Haltung der Selbstverteidigung und Sorge zu verharren, sich ganz dem Alltag anheimgeben zu müssen, kein soziales Ziel mehr zu haben – das kostet Kraft. Das macht nicht selten krank. Und hie und da spürt man eine neue emotionale Dimension: Die Ossis sind verstört, ein neues, ein existentielles Gefühl breitet sich aus. Nach Enttäuschung und Erschütterung ist im Osten etwas entstanden, das ich “Weltentsetzen” nennen will. Das Gefühl der sozialen Sicherheit und der körperlichen Sicherheit im öffentlichen Raum war ihre Lebensbasis von klein auf.

Dass gefühlt tausende und abertausende ungebildete, aber grundaggressive junge muslimische Männer in ihre Heimat einfallen (und ohne Aussicht auf Beendigung dieser als illegal interpretierten Landnahme) und dass der Staat, also sie selbst, ihnen auch noch die Unterbringung und den Unterhalt bezahlt sowie die Familien nachholt, ohne dass sie auch nur eine Arbeitspflicht und eine Pflicht zur Erlangung von deutschen Sprachkenntnissen auferlegt bekämen, nimmt ihnen auch noch den Rest von Sicherheits- und Freiheitsgefühl, das bis 2015 schon mehrmals Anlass hatte, sich zu dezimieren. (3, 4, 5, 6)

Es ist eine existenzielle Unbehaustheit, ein “Herausfallen aus der Welt”, der Verlust aller Sicherheiten und Überzeugungen, ein namenloses schieres Entsetzen darüber, was mit ihnen geschieht, was ihnen von “ihrem” Staat angetan wird. Sie haben jetzt endgültig ihre Heimat verloren. Die “Pandemie”-Politik dieses nur noch als feindlich zu begreifenden Staates setzte dem Unrecht die Krone auf. Sie fühlen sich wie in einem Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt. Manchmal demonstrieren sie. Und der totalitäre Umgang mit ihrem Protest bestätigt sie in ihrer Überzeugung, dass der Staat es nicht gut mit ihnen meint: mit der deutschen Bevölkerung unterhalb der Oberschicht.

Systemwechsel oder autoritäre Staatslenkung

Unsere Identität als Deutsche muss sich wandeln. Wir alle müssen uns vom alten BRD-Bild lösen. Felix Germania – das ist Vergangenheit. Made in Germany bedeutet nichts Herausragendes mehr. Wir müssen den Kinderglauben, dass wir wirtschaftlich, technisch, logistisch, kulturell und in der Bildung immer in der obersten Liga spielen werden, aufgeben, um einen klaren Kopf für realistische Zielbestimmungen zu bekommen.

Die Auswanderer haben es bereits verstanden. Sie sehen klar, dass für die Spanne ihres Lebens die Heimat sich nicht wieder in ein Land verwandeln wird, in dem wir und sie “gut und gerne” leben würden. Mittlerweile zieht es gut ausgebildete Deutsche zwischen zwanzig und fünfzig Jahren in nie dagewesenen Größenordnungen in die Ferne. (7) Die irrsinnig erscheinende Zerstörung der Festen Deutschlands, von nahezu allem, was wertvoll und besonders war, durch eine offenbar delirierende “Elite”, im Grunde ein Dauerzustand der Agonie, ist nichts, was sie auf Dauer miterleben wollen.

Der krisenhafte Zustand legt nah, dass es nicht mehr nur um Reformen auf diesem oder jenem gesellschaftlichen Gebiet geht, sondern dass dieser Gesamtniedergang nur noch durch einen Systemwechsel, also einen totalen Austausch der Rahmenbedingungen, des Koordinatensystems gebremst und unter Umständen teilweise überwunden werden kann.

Führt keine Form des Widerstandes zum Erfolg, kommen wir an einer autoritären Staatslenkung, die bereits in Ansätzen erkennbar ist, nicht vorbei. Bevölkerungspolitisch beispielsweise läuft das darauf hinaus, dass auf die Gentrifizierung der Städte eine Ghettoisierung folgt. Allerdings werden es die Reichen sein, die sich eine Parallelwelt bauen. Ein mögliches Szenario: Überproportional von staatlichen Transferleistungen lebende Migranten, darunter zahlreiche Muslime, und ihre Familien besetzen – chillend – die innerstädtischen öffentlichen Räume und Grünflächen, und die Oberschicht baut sich ihre gated communities in den “Banlieus”. (8)

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. In der Berliner Zeitung vom 10. Januar 2023 (9) wird der iranische Schriftsteller und Journalist Behzad Karim Khani wie folgt zitiert:

“Wir sind hier. Nicht nur für Ihre Rentenkassen, sondern weil wir dafür sorgen, dass der arische Albtraum in diesem Land niemals Realität wird.”

Und die SPD-Politikerin Aydan Özoguz behauptet 2017, dass außer der deutschen Sprache eine deutsche Kultur “schlicht nicht identifizierbar” sei. “Schon historisch haben eher regionale Kulturen, haben Einwanderung und Vielfalt unsere Geschichte geprägt. Globalisierung und Pluralisierung von Lebenswelten führen zu einer weiteren Vervielfältigung von Vielfalt.” Man könne Einwanderern keine “Anpassung an eine vermeintlich tradierte Mehrheitskultur per se verordnen”. Und man dürfe den Migranten auch nicht unterstellen, sie benötigten “Nachhilfeunterricht”, weil sie außerhalb des hiesigen Wertesystems stünden. (10)

Wer solchen Behauptungen und Forderungen nicht widerspricht, sondern im Gegenteil demütig versucht, alles zu tun, was ihm von Deutschenverächtern geheißen wird, hat sich aufgegeben. Er hat entweder seinen Stolz verloren, oder er verfolgt eine “hidden agenda”. Aber ob so oder so: man verspürt plötzlich eine kleine Neigung in sich, Nietzsche zustimmen, wenn der postuliert: Wer fällt, der soll noch gestoßen werden.

Friedrich Nietzsche 1882. (Foto: Gustav Adolf Schultze; Wikipedia, Gemeinfrei)
Friedrich Nietzsche 1882. (Foto: Gustav Adolf Schultze; Wikipedia, Gemeinfrei)

Quellen und Anmerkungen

(1) Spiegel Online (10.1.2017): “Durch Deutschland muss ein Ruck gehen”. Auf https://www.spiegel.de/politik/deutschland/roman-herzog-die-ruck-rede-im-wortlaut-a-1129316.html (abgerufen am 24.4.2023).

(2) Der Flughafen Berlin Brandenburg “Willy Brandt” (Gesamtkapazität: 34 Millionen Passagiere pro Jahr) ist ein internationaler Verkehrsflughafen in Schönefeld, südlich der Stadtgrenze von Berlin im Bundesland Brandenburg. Der Bau des Flughafens, der Anfang September 2006 begann, war eines der größten Bauprojekte Deutschlands. Der Start des Flugbetriebs war anfangs für November 2011 geplant. Aufgrund fehlerhafter Bauplanung, mangelnder Bauaufsicht und umfangreicher technischer Mängel wurde der Eröffnungstermin insgesamt sieben Mal verschoben. Durch die Fehlplanungen und die explodierenden Kosten, zuletzt auf über sieben Milliarden Euro veranschlagt, wurde dieses Bauprojekt zum Sinnbild eines außer Kontrolle geratenen staatlichen Großprojektes. Im Oktober 2020 konnte der Flughafen nach 14-jähriger Bauzeit eröffnet werden. Bis 2035 sind Erweiterungsbauten geplant, um jährlich 58 Millionen Passagiere abfertigen zu können.

(3) Statista (24.1.2022): Entwicklung der Anzahl der Muslime in Deutschland von 1945 bis 2020. Auf https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72321/umfrage/entwicklung-der-anzahl-der-muslime-in-deutschland-seit-1945/ (abgerufen am 24.4.2023).

(4) Frankfurter Allgemeine (20.12.2007): “Viele junge Muslime gewaltbereit”. Auf https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studie-des-innenministeriums-viele-junge-muslime-gewaltbereit-1490007.html (abgerufen am 24.4.2023).

(5) Süddeutsche Zeitung (26.11.2010): “John Wayne in der Disco”. Auf https://www.sueddeutsche.de/leben/studien-des-bundesfamilienministeriums-jung-muslimisch-aggressiv-1.1028790 (abgerufen am 24.4.2023).

(6) Informationsdienst des instituts der deutschen Wirtschaft (23.10.2019): Zuwanderer: Sprachniveau ist entscheidend. Auf https://www.iwd.de/artikel/zuwanderer-sprachniveau-ist-entscheidend-447362/ (abgerufen am 24.4.2023).

(7) Wirtschaftswoche (23.3.2023): Warum Deutsche wegziehen: Zwei Auswanderungsberater berichten. Auf https://www.wiwo.de/erfolg/trends/deutsche-auswanderer-warum-deutsche-wegziehen-zwei-auswanderungsberater-berichten/29015920.html (abgerufen am 24.4.2023).

(8) Spiegel Online (10.4.2018): Hälfte der Hartz-IV-Empfänger hat Migrationshintergrund. Auf https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/hartz-iv-haelfte-der-hartz-iv-empfaenger-hat-migrationshintergrund-a-1202179.html (abgerufen am 24.4.2023).

(9) Berliner Zeitung (10.1.2023): Behzad K. Khani zur Silvesternacht: Integriert euch doch selber! Auf https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/kommentar-meinung-berlin-jahreswechsel-krawalle-integration-debatte-neukoelln-sonnenallee-behzad-k-khani-zur-silvesternacht-integriert-euch-doch-selber-li.305225 (abgerufen am 24.4.2023).

(10) Bayernkurier (17.5.2017): Keine deutsche Kultur. Auf https://www.bayernkurier.de/inland/25087-keine-deutsche-kultur (abgerufen am 24.4.2023).

Fotos: Bob Brewer (Unsplash.com), Euku (Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54936989), Gustav Adolf Schultze (Wikipedia, Gemeinfrei)

Publizistin

Beate Broßmann (Jahrgang 1961) wurde in Leipzig geboren. Sie absolvierte erfolgreich ein Philosophie-Studium im Sinne von "Erkenntnisliebe". Vor der Wende in der DDR galt ihr Engagement demokratischen Reformen. Sie war später Mitglied der oppositionellen Vereinigung "Demokratischer Aufbruch". 2018 bis 2021 publizierte sie als Autorin auf "Anbruch". Seit 2020 veröffentlicht Beate Broßmann im Magazin TUMULT.

Von Beate Broßmann

Beate Broßmann (Jahrgang 1961) wurde in Leipzig geboren. Sie absolvierte erfolgreich ein Philosophie-Studium im Sinne von "Erkenntnisliebe". Vor der Wende in der DDR galt ihr Engagement demokratischen Reformen. Sie war später Mitglied der oppositionellen Vereinigung "Demokratischer Aufbruch". 2018 bis 2021 publizierte sie als Autorin auf "Anbruch". Seit 2020 veröffentlicht Beate Broßmann im Magazin TUMULT.

2 Antworten auf „Verlorene Illusionen“

Verlorene Illusionen
Unsere Identität als Deutsche muss sich wandeln. Wir alle müssen uns vom alten BRD-Bild lösen. Felix Germania – das ist Vergangenheit. Made in Germany bedeutet nichts Herausragendes mehr. Wir müssen den Kinderglauben, dass wir wirtschaftlich, technisch, logistisch, kulturell und in der Bildung immer in der obersten Liga spielen werden, aufgeben, um einen klaren Kopf für realistische Zielbestimmungen zu bekommen.

Beitragsautor
Von Beate Broßmann

Hier dazu Meine Gedanken:

Befriedigung erfordert Produktivität, vereinte Sehnsucht und Verträglichkeit muss erworben werden. Soziale Gerechtigkeit ist nur im Spiel zusammenwirkender Individuen möglich, zwischen Koexistenz und Konsens, Konkurrenz und Kompromiss.

Drastisch überhöht sieht Friedrich Nietzsche das menschliche Zusammenleben. „Staat nenne ich’s, wo alle Gifttrinker sind, Gute und Schlimme: Staat, wo alle sich selber verlieren, Gute und Schlimme: Staat, wo der langsame Selbstmord aller – das Leben heißt. Seht mir doch diese Überflüssigen! Sie stehlen sich die Werke der Erfinder und die Schätze der Weisen: Bildung nennen sie ihren Diebstahl – und alles wird ihnen zu Krankheit und Ungemach“, schon zu Lebzeiten Nitzsches strebten die damaligen Nationalstaaten dem ersten globalen Weltbrand, den man später den ersten Weltkrieg nannte, entgegen. Wohlwollendes Füreinander jedenfalls war das nicht. „ Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung. Sie verschlingen einander und können sich nicht mal verdauen. Seht mir doch diese Überflüssigen! Reichtümer erwerben sie und werden ärmer damit.“ Gibt es auch heute noch kein freudiges Miteinander aller Völker? „Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld diese Unvermögenden! Seht sie klettern, diese geschwinden Affen! Sie klettern übereinander hinweg und zerren sich also in den Schlamm und die Tiefe. – Hin zum Throne wollen sie alle: ihr Wahnsinn ist es – als ob das Glück auf dem Throne säße!“ Ein solches Gegeneinander kann kein ertragreicher Wettbewerb sein! Nitzsche stellt darum fest: „Frei steht noch großen Seelen ein großes Leben. Wahrlich, wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut! Dort, wo der Staat aufhört, da beginnt erst der Mensch, der nicht überflüssig ist: da beginnt das Lied des Notwendigen, die einmalige und unersetzliche Weise. Dort, wo der Staat aufhört – so seht mir doch hin, meine Brüder! seht ihr ihn nicht, den Regenbogen und die Brücken des Übermenschen? (Friedrich Nietzsche – „Vom neuen Götzen“ in „Weisheiten deutscher Klassiker“ – Orbis Edition 1999)

Die Thematik einer nichtwissenden Elite finde ich treffend beschrieben. Der Handlungsstil “Dummdreist” ist ebenfalls gur begründet. Aber wir gestaltet sich der Systemwechsel oder besser, wie sollte er gestaltet weren, und von wem? Ein dummdreister Ansatz ist gewiss nicht zielführend. Ergo sind es wie beim Fußball, die Trainer die man austauschen muss.
Wenn der Systemwechsel so nicht gelingt, dann ergibt sich die zweite angedeutete Möglichkeit von selbst.

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