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Rezension

Mit Bildmontagen und Textzitaten gegen die herrschende Kriegspolitik

In seinen Bildmontagen verbindet Rudolph Bauer das, was zusammengehört, entblößt Politik und Politiker in ihrem wahren Kontext. Dystopische Alpträume, die uns heute plagen, finden künstlerischen Ausdruck in Collagen, mit Zitaten intellektuell unterlegt. Antikriegshefte eines Pazifisten.

Der kleine pad-Verlag hat in seiner Reihe “Edition Kunst” zwei neue Hefte veröffentlicht, beide gestaltet von Rudolph Bauer. Pad-Edition Kunst #4 ist betitelt “Todessüchtig. Schlafwandler, Flintenweiber und andere Zivilversager”, pad-Edition Kunst #5 mit “Olivgrün und scholzvergesslich. Der unaufhaltsame Abstieg der Waffenbrüder”.

Beide Hefte sind ein Protest und eine Abrechnung mit der Kriegstrunkenheit und den “Zivilversagern” der momentanen Regierung unter dem Diktat der Grünen Partei, die sich gegen die Interessen der breiten Bevölkerung und künftiger Generationen richten.

Auf jeder der jeweils knapp 80 Seiten umfassenden Broschüre gestaltet Rudolph Bauer zu einem Textzitat die passende Bildmontage und präsentiert dazu ausgewählte Hashtags; jede Seite ein schmerzender Stich mitten ins politische Empfinden.

In seinen Bildmontagen verbindet Bauer das, was zusammengehört, entblößt Politik und Politiker in ihrem wahren Kontext. So illustriert er das Habeck-Zitat “Herzlich willkommen im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz und Unterstützung für die Ukraine”, so gesprochen am 13. Mai 2022 zum ukrainischen Außenminister, mit einer geöffneten Zigarettenschachtel, deren Inhalt aus Maschinenpistolen besteht und die mit dem Aufdruck versehen ist: “Rüstungsexporte können tödlich sein”. Die Marke heißt “Bundesrepublik Deutschland” und vertrieben wird sie von Robert Habeck. Die dazugehörigen Hashtags lauten: #rüstungsexportekönnentödlichsein und #rüstungsexportestoppen.

Auf den Heftseiten verschieben und überlagern sich Zeitebenen, Zitate aus dem aktuellen politischen Geschehen werden zeitlos warnende und prophetische Zitate von Bertolt Brecht, Klaus Mann, Carl von Ossietzky, Victor Klemperer, Kurt Tucholsky gegenübergestellt.

So schrieb Robert Musil:

“Die Politik gar, wie sie heute verstanden wird, ist die reinste Gegnerschaft gegen den Idealismus, fast Perversion. Der mit den Menschen à la baisse spekulierende Mensch, der sich Realpolitiker nennt, hält für real nur die Niedrigkeit des Menschen, das heißt, nur sie betrachtet er als verlässlich; er baut nicht auf Überzeugung, sondern stets nur auf Zwang und List. Was davon sich aber während des Krieges und nachher in der scheußlichen Fratze gezeigt hat, ist im Grunde kein anderer Geist als der, in welchem auch Ministerien eines und desselben Staats untereinander verkehren, sobald sie in einer Frage nicht die gleichen Interessen haben, und der, in welchem der smarte Kaufmann stets mit seinesgleichen umgeht.”

Der österreichische Schriftsteller und Theaterkritiker Robert Musil 1930 (Foto: Unbekannter Fotograf, gemeinfrei)
Der österreichische Schriftsteller und Theaterkritiker Robert Musil 1930. (Foto: Unbekannter Fotograf, gemeinfrei)

Zu den Sätzen von Klaus Mann “Die Horizonte unseres Daseins sind verfinstert. Die drohend geballten Wolken künden schon lange das Gewitter an. Es könnte ein Gewitter ohnegleichen werden.” zeigt die Collage einen Selenskyj in schusssicherer Weste, dem ein Klaus Schwab zufrieden auf die Schulter klopft. Hashtag: #davos2023 : #wolodymyrselenskyj bei #klausschwab & dem #wef

Es gab sie immer schon, die Warner, die nicht gehört wurden und auch heute nicht gehört werden. Joseph Beuys wusste: “Das System ist kriminell, der Staat zum Feind des Menschen geworden. Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden, sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollen.”

Ganz aktuell sind Zitate von Sahra Wagenknecht oder aus dem Vermächtnis von Antje Vollmer, so wie dieses:

“Die Außenministerin ist die schrillste Trompete der neuen antagonistischen Nato-Strategie. Ihre Begründungen verblüffen durch argumentative Schlichtheit. Dabei wachsen die Rüstungskonzerne ins Unermessliche. Der Krieg verschlingt sinnlos die Milliarden, die für die Rettung des Planeten und gegen die Armut des globalen Südens dringend benötigt würden.”

In der dazugehörigen Collage sind dupliziert eine strahlende Annalena Baerbock im Schulterschluss mit Robert Habeck zu sehen. Hashtag: #biedermann & #biederfrau

Interessant auch zu lesen, dass bereits Niccolò Machiavelli dachte: “Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt”.

Es wäre allein schon die Zitatensammlung das Lesen dieser beiden Rudolph-Bauer-Hefte wert, die durch die dazugehörigen Bildmontagen noch eine kräftig-provokative Würzung erhalten.

Die Collagen treffen ins Schwarze, ins schwarze Herz der Finsternis. Der Oberkörper eines kopflosen Olaf Scholz steckt in zwei nicht passenden Anzughälften, dazu ein Zitat der Berliner Zeitung zum Hamburger Warburg-Skandal. Und so geht es weiter, Seite für Seite, Schlag auf Schlag. Ein Exorzismus. Ausgetrieben werden von Annalena Baerbock über Boris Pistorius bis Victoria Nuland, von Marie-Agnes Strack-Zimmermann über Robert Habeck bis Andreij Melnyk. Und etliche andere, die sich am Teufelsritt des Militarismus beteiligen.

Man möchte ihnen allen den Text aus Bertolt Brechts “Das Lied vom Weib und dem Soldaten” hinter die Ohren schreiben: “Ach, bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut! Sagte das Weib den Soldaten” und der deutsche Michl schlafwandelt dazu auf einem Kanonenrohr in düsterer Abendstimmung. Hashtag: #deutschermichel – der #schlafwandler

Passend zu einem Zitat aus einer Rede des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, der fordert, dem hohen Anspruch der USA, das Deutschland als seinen besten Freund sieht, gerecht zu werden, eine Bildmontage, welche die durch die Sprengung von Nord Stream 2 verursachten Meereswirbel zeigt, auf die eine US-Flagge gepflanzt ist. Hashtag: #wewillbeabletodoit

Verfremdung … im wunderbarsten Sinne.

Todessüchtig. Rudolph Bauer Edition Kunst #4 pad Verlag

Rudolph Bauers gekonnte Bildmontagen “intervenieren bzw. korrigieren und verändern das Bestehende”, wie Bauer selbst schreibt. Sie sind teils “kritisch, teils parodistisch, satirisch und karikaturenhaft”. “Sie provozieren und nehmen Stellung”, bringen Dinge in Zusammenhang, lassen andere Wertungen entstehen.

So weiß der Duden, dass Hasardeure Menschen sind, die verantwortungslos handeln und alles aufs Spiel setzen. Was könnte dazu besser passen als eine Montage mit Bildern von Scholz, Habeck und Lindner, gesäumt von Bildnissen einer jungen Frau mit Fackel. Hashtag: #dreiherren als #gasardeure

Dystopische Alpträume, die uns heute plagen, finden künstlerischen Ausdruck in Collagen, mit Zitaten intellektuell unterlegt. Antikriegshefte eines Pazifisten.

Es bleibt zu befürchten, dass die gegenwärtige Politik noch Stoff für viele Collagenhefte hergibt. Und es bleibt eine schale Angst, in welches Verderben uns die Todessehnsucht der olivgrünen Waffenbrüder, “Schlafwandler, Flintenweiber und Zivilversager” drängen könnte.

Es gab sie schon, diese dunklen Zeiten. Sie forderten viele Opfer, viel zu viele. Vielleicht muss diesmal der Kelch nicht bis zum Grund geleert werden; zu kaputt und absurd balanciert unsere Politik am Abgrund, als dass sie damit auf Dauer erfolgreich sein könnte.

Und so endet auch #4 mit einer Bildcollage von John Lennon und Yoko Ono und dem Songtext: “All we are saying is give peace a chance”. Hashtag: #hoffnung : #warisover

Redaktioneller Hinweis: Die Rezension von Angelika Gutsche erschien erstmals am 17. Mai 2023 auf ihrem Blog www.gela-news.de unter der Überschrift “Mit Bildmontagen und Textzitaten gegen die herrschende Kriegspolitik”. Der Beitrag wurde Neue Debatte von der Autorin zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Einzelne Absätze wurden zur besseren Lesbarkeit im Netz hervorgehoben und Bilder und Links ergänzt.

Fotos: Rudolph Bauer und unbekannter Fotograf (gemeinfrei)

Angelika Gutsche. Foto Rubikon.news
Angelika Gutsche
Psychologin bei Blog | Webseite

Angelika Gutsche (Jahrgang 1955) ist diplomierte Psychologin. Nach langjähriger Tätigkeit am Goethe-Institut im Bereich Film arbeitet sie heute freiberuflich. Neben dem Verfassen von Reiseberichten schreibt sie auf ihrem Blog (www.gela-news.de) schwerpunktmäßig über die Entwicklungen in Libyen, aber auch über andere aktuelle, politische sowie literarische Themen. Artikel von Angelika Gutsche wurden auch im Magazin Rubikon veröffentlicht. Außerdem bloggte Angelika Gutsche von 2011 bis 2021 auf der Webseite der überregionalen Wochenzeitung der Freitag.

Von Angelika Gutsche

Angelika Gutsche (Jahrgang 1955) ist diplomierte Psychologin. Nach langjähriger Tätigkeit am Goethe-Institut im Bereich Film arbeitet sie heute freiberuflich. Neben dem Verfassen von Reiseberichten schreibt sie auf ihrem Blog (www.gela-news.de) schwerpunktmäßig über die Entwicklungen in Libyen, aber auch über andere aktuelle, politische sowie literarische Themen. Artikel von Angelika Gutsche wurden auch im Magazin Rubikon veröffentlicht. Außerdem bloggte Angelika Gutsche von 2011 bis 2021 auf der Webseite der überregionalen Wochenzeitung der Freitag.

Eine Antwort auf „Mit Bildmontagen und Textzitaten gegen die herrschende Kriegspolitik“

Mit Bildmontagen und Textzitaten gegen die herrschende Kriegspolitik
In seinen Bildmontagen verbindet Rudolph Bauer das, was zusammengehört, entblößt Politik und Politiker in ihrem wahren Kontext. Dystopische Alpträume, die uns heute plagen, finden künstlerischen Ausdruck in Collagen, mit Zitaten intellektuell unterlegt. Antikriegshefte eines Pazifisten.

Zu dem Beitrag von Angelika Gutsche setze ich hier noch ein Gedicht von mir dazu:

Gegen Krieg und andere Grausamkeiten

von Angst bedroht
ein Angesicht
heiße Erde
grelles Licht
Zeugen letzter Not

bleibt Zuversicht denn
und Morgenrot
wenn kein Gebot mehr
Gier und Wahn
die Kralle bricht

uraltes Leid
darf noch geschehen
und macht bereit
Lebendige Vergangenheit
muss gehen

Wagen wir die Menschlichkeit!!! Frank Nöthlich

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