Wenn kollektiv der Verstand aussetzt, hat der Mob bereits die Macht übernommen. Dabei handelt es sich nicht um diejenigen, die mal als Prekariat und mal als die Bedauernswerten bezeichnet werden, sondern die Spezies, die saturiert in den richtig temperierten Räumen sitzt und sich an dem großen Spiel um Macht und Einfluss beteiligt.
Jetzt gilt es kühl und nüchtern abzuwägen, ob die eigene Existenz den ausschließlichen Zweck erfüllt, im Kampf um die Weltherrschaft für Dritte geopfert zu werden oder nicht.
In anderen europäischen Kapitalen hat sich die Erkenntnis bereits durchgesetzt: Die jetzige Situation dokumentiert das komplette Scheitern der westlichen Außenpolitik,…
Es wird noch einen kurzen Sommer geben, in dem gleich einem Begräbnis noch einmal der alten Freiheiten gedacht werden kann, und dann folgt der Notstand in einem notwendigerweise zunehmend autoritären Staat.
Die in der EU versammelten Staaten haben sich auf der ganzen Linie verzockt. Sie stehen ohne eigenes Interessenprofil und ohne militärische Verteidigungsmacht zwar mitten auf dem Schlachtfeld, aber ohne die USA sind sie kein Faktor. Und der Preis, der in der nun folgenden Eiszeit zu bezahlen ist, wird hier in Europa gezahlt werden müssen.
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ Es handelt sich um einen der Kernsätze des Kanons, den das christlich geprägte Abendland für sich reklamiert. Und kaum ein anderer Satz wird durch die tägliche politische wie journalistische Praxis im Erdteil der untergehenden Sonne mehr kontaminiert.
Ja, es ist jetzt die Stunde, sich zu besinnen und darüber nachzudenken, ob die Form von Außenpolitik, die in den vergangenen 25 Jahren nichts weiter hinterlassen hat als Krieg, Flucht, Terror und strategische Nachteile nicht einer radikalen Revision bedarf.
Wenn die eigene Moral und die eigenen Vorstellungen das alleinige Handlungsmotiv sind, dann ist das Säbelrasseln schnell zu vernehmen.
Am Willen zum Frieden muss sich eine verantwortungsvolle Außenpolitik messen lassen. Kommt es zu kriegerischen Zuständen, ist die zivilisatorische Gestaltung eines Gemeinwesens gefährdet.
Das Verhältnis zwischen Russland, dem Westen insgesamt und der Europäischen Union speziell ist beschädigt. Gründe scheint es genug zu geben, aber alles hat eine Vorgeschichte. Das Ende des Kalten Krieges markierte praktisch den Beginn einer neuen Auseinandersetzung. Die Unvereinbarkeit der Machtinteressen lässt immer weniger Raum für diplomatische Lösungen.
Dass Russland bereit ist, die Beziehungen zur EU aufzukündigen, verdeutlicht, wie prekär die Lage ist. Wer jetzt noch ruhig schlafen kann, dem hat das Corona-Bombardement aus Zahlen, Daten und Spekulationen erfolgreich das Urteilsvermögen gelähmt. Insofern gehen manche Pläne auf.
Was sich seit einigen Jahren im Osten Deutschlands regt, scheint genau das zu sein, was James Addison Baker III in Bezug auf die Sowjetunion gemeint hatte.