Das Fazit aus der großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts ist für Oskar Maria Graf so einfach wie bestechend. Er bringt das einzelne Individuum erneut in die Verantwortung. – 11. Januar 2009

Das Fazit aus der großen Katastrophe des 20. Jahrhunderts ist für Oskar Maria Graf so einfach wie bestechend. Er bringt das einzelne Individuum erneut in die Verantwortung. – 11. Januar 2009
Mit den Grundrechten, so hatten es bereits die Göttinger Sieben verstanden, die 1837 gegen die Aufhebung der liberalen Verfassung im Königreich Hannover protestierten, verhält es sich wie mit der Unschuld: Man kann sie nicht ein bisschen verlieren. Entweder das Volk hat Rechte oder das Volk hat sie nicht. So einfach ist das.
In seinem historischen Text, verfasst am Vorabend des Bürgerkriegs in den USA, geht der französische Dichter Joseph Déjacque (1821 bis 1864) auf Macht und Herrschaft und die Diktatur des Proletariats ein. Déjacque schreibt: “Es gibt nur eine revolutionäre Diktatur, nur eine humane Diktatur, nämlich die des Geistes und der Moral. Jeder ist frei, daran teilzunehmen. Es genügt, es zu wollen, um es zu können.”
Eifersüchtig schielt der Westen auf die Gesellschaften, die mal als asiatische Despotien, mal als auf dem Kollektivismus basierende Autokratien beschrieben werden.
Die Einschränkungen, die der Öffentlichkeitsbegriff der bürgerlichen Gesellschaft mit sich brachte, sind im Strukturwandel der Öffentlichkeit durch Jürgen Habermas benannt: Besonders durch das Tempo der Technologie und die Monopolisierung des Besitzes verursacht, bleibt ein Großteil des Publikums stumm.
Die Gelbwesten gehen in Frankreich weiter auf die Straße. Es geht um einen Systemwechsel, für den auch zahlreiche Intellektuelle eintreten. Wer gehört dazu?
Das große Ziel der individuellen Vervollkommnung hat sich zu einer Orgie der Standardisierung entwickelt.
Der Begriff „Demokratie“, also „Volksherrschaft“, ist ein Widerspruch in sich. Solange ein Volk von oben ausgebeutet und beherrscht wird, kann es nicht selbst herrschen. Und über wen sollte es herrschen, wenn es keine Ausbeutung und keine benachteiligten Klassen mehr gibt?