All die Zeit hinter uns, als wir Schatten eines Schattens waren, versunken im Schlamm von Ehrgeiz, Meinung, Eitelkeit, Angst und Vorurteil, gleitet dahin wie eine verlorene Badeente auf dem Meer, dessen Tiefgang exakt unserem alten Bewusstsein entspricht.
„Derjenige, der weiß, hat sich von allen Fabeln getrennt, die die Begierde und das Denken schaffen, er hat sich aus dem Stromkreis ausgeschaltet, er willigt nicht mehr in den Trug ein.“ – Emile Cioran (Philosoph)
Wie schmackhaft ist das Aroma unserer Zeit, was zeichnet das Ende der Zivilisation im Kern aus? Wonach duftet es, wenn man dieser faulenden Geschwulst überhaupt noch so etwas wie einen Duft zubilligen will?
Was wird das Vermächtnis unserer Zivilisation sein, was ist es bereits? So oder so werden Milliarden Menschen durch die katastrophalen Verhältnisse auf diesem Planeten gezwungen, die engen Grenzen, die ihnen das kapitalistische Giersystem auferlegt, radikal zu überdenken. Das Problem dabei ist: Eine solche Bestandsaufnahme tut weh.
„Was für ein süßes Gefühl, wenn man die Verbundenheit mit allem Lebendigen zu spüren beginnt und sich nicht mehr unter das Joch jener stellt, die in ihrer Egomanie sämtliches Leben mit Füßen treten, um es auf grausamste Weise zu beherrschen.“
„Inzwischen ist mir jeder Lobgesang auf die Faulheit sympathisch. Besonders an einem Tag wie heute. Das Wetter ist schön, die Bäume schlagen aus und Information von außen kommen mir nicht ins Haus. Da stellt sich Frieden ein.“
„Der Staat lügt in allen Zungen des Guten und des Bösen; und was er auch redet, er lügt!“
Auf diesen Tag habe ich lange warten müssen. Ich war nicht sicher, ob das beschädigte Klima ihn noch einmal hergibt. Am liebsten würde ich ihn in die Tasche stecken und auf Weltreise gehen.
Das Böse ist schrecklich, aber es hat keine Tiefe, formulierte Hannah Arendt 1963 in einem Brief an Gershom Scholem, in dem sie von der „Monotonie des Bösen“ sprach. „Dieses Böse ist verdammt, sich ewig zu wiederholen, mehr kann es nicht. Tief und radikal ist immer nur das Gute“, schlussfolgerte sie.
Die Wissenschaft begreift das Leben als Versuchskaninchen, dem man seine Geheimnisse auf dem Seziertisch entreißt. Das ist dumm und anmaßend. Sie können noch so tief in den Mikro- oder Makrokosmos steigen, sie können die Dinge in Zahlen fassen oder ihnen Namen geben, dem Geheimnis unserer Existenz kommen sie damit nicht auf die Spur.
„Tod ist, wenn einer lebt und es nicht weiß.“ – Rainer Maria Rilke (Lyriker, 1875 bis 1926)
„Du magst allein sein wie das Feuer oder die Blume, aber die Reinheit und Weite dieses Zustandes wird dir gar nicht bewusst. Nur wenn du so allein bist, kannst du aus der Quelle der Wahrheit schöpfen. Einsamkeit erwächst aus der Läuterung unseres Daseins von allen rationalen Triebkräften, allen Wunschvorstellungen und allen Zwecken.“ – Jiddu Krishnamurti