“Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!” – Berlin, 9. November 1918

“Ich heiße Paasche, war Seeoffizier und bin Revolutionär!” – Berlin, 9. November 1918
Wer auch immer im Juni 1936 vor Hitler die Arme verschränkte und ihm den obligaten Gruß verweigerte, hat inmitten hunderter potenzieller Denunzianten so viel Mut, so viel Zivilcourage und so viel Rückgrat bewiesen, wie wir es uns heute kaum vorzustellen vermögen.
Das schlichte Nein von Rosa Parks im Linienbus von Montgomery im Dezember 1955 gab der US-Bürgerrechtsbewegung den entscheidenden positiven Schub. Es stärkte das Selbstbewusstsein der Schwarzen und sorgte in der Folge für gravierende Veränderungen in der US-amerikanischen Gesellschaft. Nicht mehr und nicht weniger.
Weil die Politik sich in Wahnwelten bewegt, die niemand mehr nachvollziehen kann, ist sie auch nicht mehr nach den tradierten Vorstellungen durch die Gesellschaft vorstellbar.
Wer heute aufbegehrt, dem wird kein Denkmal gebaut. In einer Zeit “alternativloser” Politik ist das Gewissen zwar nicht verboten, verkümmert aber wie ein zu wenig genutzter Muskel. Die beste Möglichkeit, das Gewissen einzuschläfern, besteht darin, zu leugnen, dass überhaupt eine Gewissensentscheidung ansteht. Es gibt aber auch einen hoffnungsvollen Aspekt: Das Gewissen genießt von allen Motiven zum Widerstand das höchste Ansehen.
Ohne Zweifel kann festgestellt werden, dass alles, ob nun Bedeutendes oder Profanes, eine Kommentierung von überallher erfährt. Vor der digitalen Revolution waren die Orte, an denen die Kommentare produziert wurden, die Stammtische, die Küchen und die Pissoirs. Heute ist alles im virtuellen, aber öffentlichen Raum.
Die Gesellschaft hat vieles von dem vergessen, was in ihr eigentlich an kollektivem Bewusstsein vorhanden sein müsste. Wer es zulässt, dass der obszöne Arm der Exekution bis in die Tage der Kindheit zurückreicht, hat sich zu einem waschechten Terroristen gemausert.
Um als Spezies zu überleben, müssen wir vom Weg der Gewalt und der Hierarchie abkommen und uns in Freiheit miteinander arrangieren.
Anarchisten sind einfach Leute, die glauben, dass Menschen in der Lage sind, sich vernünftig zu verhalten, ohne dass man sie dazu zwingen muss. Das ist wirklich ein sehr einfacher Gedanke. Aber es ist einer, den die Reichen und Mächtigen immer als extrem gefährlich empfunden haben.
Siehe genau hin, bevor du etwas schreibst, entferne den Schein, um auf das Sein vorzudringen, mach’ keine Kompromisse und gebe die eigene Unabhängigkeit nie auf.
Es geht seit Langem nicht mehr darum, Missstände aufzudecken und sie zu beseitigen, sondern es geht um eine Entladung der Verzweiflung über die eigene Unzulänglichkeit.
Wir sind Fremde geworden. Fremde unter Fremden, Anonyme unter Anonymen. Niemanden geht das Schicksal eines anderen an. Im Anonymen fällt es leicht, sich gegenseitig auszunutzen, sich an jemandem zu bereichern, der sich nicht wehren kann. Und wer kann sich schutzlos unter Fremden noch wehren? Wer übernimmt noch Verantwortung für etwas, was ihm zugetragen wird? Aber eine andere Haltung ist möglich und auch nötig!