Dass ausgerechnet der sozialdemokratische Kanzler alles unternimmt, um die sich abzeichnenden Notstände zu verhindern, kommt einer Ironie der Geschichte gleich. Sollte er Erfolg haben, bewahrt er diejenigen in der Regierung, die nicht bis drei zählen können und durch den Reiz der Macht über Nacht komplett korrumpiert waren, vor der Demission.
Wer sich gegen die Eskalation des Krieges in der Ukraine stellt oder sich gar Gedanken über einen zukünftigen Frieden macht, wird medial niedergemetzelt, während die Kriegspropaganda auf Hochtouren läuft. Da wird nicht einmal beim Papst eine Ausnahme gemacht.
Die Geschichte ist der Faktor, der in unserer Sphäre als störend empfunden wird. Auch im Falle der Ukraine. Und es ist die Frage, ob das aggressive Ausklammern und Verhindern von Geschichte und den Lehren daraus nicht auch Ausdruck eines Nebels ist, der versprüht wird, um eine rationale, interessenbasierte Politik zu verhindern.
Im Satz „Es gibt keinen Frieden, der nicht auch wehtut“ ist eine Botschaft verborgen, die da heißt: Konjunkturzusammenbrüche müssen moralisch motiviert, wenn möglich warmherzig inszeniert werden, damit sie nicht als von unserem Wirtschaftssystem verursacht erscheinen. Dafür braucht es Bösewichter wie Putin.
„Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ Es handelt sich um einen der Kernsätze des Kanons, den das christlich geprägte Abendland für sich reklamiert. Und kaum ein anderer Satz wird durch die tägliche politische wie journalistische Praxis im Erdteil der untergehenden Sonne mehr kontaminiert.
Wozu noch das journalistische Handwerk bemühen, wenn plumpe Hetze für die beste Sendezeit ausreicht?
Ortwin Rosner ist Philosoph und Blogger. Er hat für die Online-Ausgabe der ist in Wien erscheinenden Tageszeitung „Der Standard“ geschrieben. Damit es ist vorbei; sein Blog wurde gelöscht. Rosner kritisierte die Art und Weise, wie die Corona-Debatte von Politik und Medien geführt wird, und die aggressive Stimmungsmache vor allem gegen Maßnahmenkritiker. Rosner beobachtet nicht nur einen grandiosen Verfall des Journalismus in Österreich, sondern auch eine Anbiederung an die Macht in einem Ausmaß, dass es ungeheuer gefährlich wird.
Es gibt einen Punkt, an dem aus kritischem Journalismus böswilliger Rufmord wird.
Ein entnervter Kommentar zur nervigen Kriegspropaganda gegen Russland.
Ein offener Abschiedsbrief an den Vorstand des Deutschen Journalistenverbands und dessen Gefolge.
Stellen Sie sich vor, Sie schalten das Radio an, um Nachrichten zu hören. Ihre Gewohnheit sagt Ihnen, dass Sie einen Überblick über das Geschehen erhalten, welches für Sie von einiger Relevanz ist. Lange Zeit hat das auch einigermaßen funktioniert.
Die Erneuerung des politischen Systems kann nur gelingen, wenn die Eigendynamik der Bürokratie gebrochen und eine zeitgemäße Administration geschaffen wird und wenn die staatlich alimentierten Claqueure schlechter Regierung in den Ruhestand versetzt und durch kritische Geister ersetzt werden, die dort hingehen, wo es wehtut.