Die gesellschaftlichen Analysen und Positionen des marxistischen Historikers und Soziologen Eric John Ernest Hobsbawm, der am 1. Oktober 2012 verstarb, sind zehn Jahre nach seinem Ableben brandaktuell.

Die gesellschaftlichen Analysen und Positionen des marxistischen Historikers und Soziologen Eric John Ernest Hobsbawm, der am 1. Oktober 2012 verstarb, sind zehn Jahre nach seinem Ableben brandaktuell.
“Alle Erfahrungen geänderter Bewusstseinszustände werden in unserer Gesellschaft ganz automatisch als psychotisch bezeichnet und in den meisten Fällen mit unterdrückender Pharmakotherapie behandelt. Wir haben praktisch die gesamte spirituelle Geschichte der Menschheit pathologisiert.” – Stanislav Grof (Psychotherapeut)
Es scheint zu den vielleicht edel gemeinten, aber dennoch dekadenten Vorstellungen einer Gesellschaft zu gehören, den Überlebenswillen und den Drang zur Selbstbehauptung zu diskreditieren.
Die Geschichte der Zivilisation zeugt von der zunehmenden Verdrängung der Natur aus der menschlichen Erfahrung. Das Projekt der Unterwerfung der Natur, das mit der Landwirtschaft begonnen hat und durchgesetzt wurde, hat gigantische Ausmaße angenommen. Der “Erfolg” des Fortschritts der Zivilisation, ein Erfolg, der von der früheren Menschheit niemals beabsichtigt gewesen ist, schmeckt mehr und mehr nach Asche.
“Die menschliche Landschaft einebnen und standardisieren, ihre Unregelmäßigkeiten beseitigen und ihre Überraschungen bannen”, diese Worte von Emil M. Cioran beschreiben die Logik der Landwirtschaft ausgezeichnet, das Ende des Lebens als vorrangig sinnliche Betätigung, die Verkörperung und der Erzeuger des vereinzelten Lebens.
Im US-Bundesstaat Ohio starb ein 25-Jähriger im Kugelhagel von Polizei. Er hatte sich seiner Festnahme durch Flucht entziehen wollen und war unbewaffnet, als die Täter abdrückten. Bis zu 90 Schüsse sollen abgefeuert worden sein. Die Anwendung des Wortes “Unverhältnismäßigkeit” wäre eine Perversion an sich, denn das, was sich mittlerweile als normale Meldungen in die Nachrichten eingeschlichen hat, dokumentiert nichts anderes als den zivilisatorischen Verfall.
Wie schmackhaft ist das Aroma unserer Zeit, was zeichnet das Ende der Zivilisation im Kern aus? Wonach duftet es, wenn man dieser faulenden Geschwulst überhaupt noch so etwas wie einen Duft zubilligen will?
“Eine besondere Bedeutung beansprucht der Fall, dass eine größere Anzahl von Menschen gemeinsam den Versuch unternimmt, sich Glückversicherung und Leidensschutz durch wahnhafte Umbildung der Wirklichkeit zu schaffen. Als solchen Massenwahn müssen wir auch die Religionen der Menschheit kennzeichnen. Den Wahn erkennt natürlich niemals, wer ihn selbst noch teilt.” – Sigmund Freud
Der Soziologe Charles Wright Mills publizierte nicht nur zahlreiche Werke, die Aspekte der Macht thematisieren. Ein Hinweis könnte in der Gegenwart noch an Bedeutung gewinnen. Nämlich die Möglichkeit eines staatlichen Faschismus ohne Massenbewegung, der sich nicht auf Gewalt stützt, sondern auf die Passivität und politische Apathie der Menschen im Büro.
Wie immer wird auch in der Causa Afghanistan das Grundsätzliche ausgeklammert. Es dreht sich nämlich um die Frage, ob es möglich ist, mit westlicher Waffengewalt Kulturkreise und deren Gesellschaftssysteme nach dem eigenen Ebenbild zu verändern. Beantwortet ist sie längst: Es geht nicht und schafft in der Regel Verhältnisse, die schlimmer sind als vor den westlichen Kreuzzügen.
Der technische Fortschritt führte die Zivilisationen vom Gold zum Eisen und vom Stein zum Plastik. Ein Endpunkt scheint erreicht. Doch noch bleibt die Diskussion über einen Systemwechsel aus.
Ist alles Corona oder gibt es noch viel wichtigere Dinge? Die Psychopathen in den Chefetagen der Konzerne zum Beispiel oder den ökologischen Kollaps. Wie auch immer: Verschlafen sollte man den Zusammenbruch der Zivilisation nicht, obwohl die meisten ihn wahrscheinlich gar nicht bemerken werden …